Schreiben, was bewegt

Die wandelnde Schreibmaschine

von Axel Braun

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Stadtteil-Botschafterin Radwa Khaled-Ibrahim – in der Generation VI für die Innenstadt angetreten – hatte mit der "Wandelnden Schreibmaschine" im Jahr 2018 eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Projektidee: Sie wollte Menschen animieren, ihre Gedanken, Geschichten oder Botschaften niederzuschreiben und darüber miteinander ins Gespräch zu kommen.

Dafür ließ sie eine alte Schreibmaschine durch ausgewählte Örtlichkeiten der Innenstadt wandern. Ihr Ziel: Die alltägliche Getriebenheit und Hektik in Momente der Entschleunigung umzuwandeln. "Jeder Mensch trägt Geschichten mit sich. In jedem Ort sind Geschichten," sagte Radwa. "In der Innenstadt sind viele unterschiedliche Menschen, die aneinander vorbeirasen und sich nicht wirklich begegnen. So bleiben auch viele Geschichten an den sozialen Grenzen und der Hektik hängen. Ich wandele die Hektik in Momente der Entschleunigung um", so die Stadtteil-Botschafterin für die Innenstadt zu ihrer Idee des Projekts.

Mit der Schreibmaschine entstand rasch ein Ort der Begegnung und Entschleunigung. Ein Ort, der die Menschen verband, sie zum Innehalten und Reflektieren einlud und allen offenstand. Auch denjenigen, die sonst nicht gehört werden; die sonst in Frankfurt nicht im Vordergrund stehen.

»Jeder Mensch trägt Geschichten mit sich. In jedem Ort sind Geschichten.« Radwa Khaled-Ibrahim Stadtteil-Botschafterin der Generation VI (2013/14)

Unterwartete Botschaft aus Norddeutschland

Im Frühling 2018 ging ihre "Wandelnde Schreibmaschine" auf große Tournee durch die Frankfurter Innenstadt. Die Stationen waren unter anderem das Mehrgenerationenhaus Frankfurt, der Kunstkiosk Yok Yok, das queere Jugendzentrum Kuss 41 oder die Weißfrauen Diakoniekirche. Als Auftaktveranstaltung fand eine Vernissage im Frankfurter Salon statt.

Die Resonanz war groß. Und die Schreibmaschine kam schnell ins "rattern". Als Resultat ihres Projekts entstand schließlich eine Publikation mit den gesammelten Schriften, Geschichten und Gedanken der Bürgerinnen und Bürger, die heute noch im Salon zu sehen ist.

Im Sommer 2018 erreichte die Stiftung dann eine unterwartete Botschaft aus Norddeutschland: Bewohner der Kleinstadt Glückstadt fanden das Projekt so überzeugend, dass sie sich kurzerhand eine eigene "Wandelnde Schreibmaschine" zulegten und fortan durch Glückstadt zogen, um "denjenigen einen Raum zu geben, deren Stimmen sonst in unserer Stadt eher nicht oder nur seltener Gehör finden."

Ein kleines Stückchen Ewigkeit also. Denn das, was durch die Schreibmaschine zu Papier gebracht wurde, lässt sich nicht so einfach mehr korrigieren, und lädt gleichzeitig auf ewig zum Lesen, Nachdenken und Unterhalten ein.

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